Donnerstag, 16. Oktober 2008

Ryokan

Eine Nacht waren wir in einem Ryokan. Nachdem wir empfangen wurden, die Straßenschuhe nummeriert und verstaut waren, bezogen wir unsere Zimmer getrennt nach Männlein und Weiblein. Während uns ein leckerer Tee mit geröstetem Reis gereicht wurde, schleppten die kleinen Japaner unsere Koffer hinterher. Normalerweise kommen die japanischen Gäste mit sehr wenig Gepäck, man braucht ja im Ryokan nichts. Handtücher, Yukata, Nachtwäsche, Zahnbürsten, Kämme, Kosmetik wird alles zur Verfügung gestellt. Unser Gepäck paßte auch nicht in die dafür vorgesehen Wandschränke, sondern mußte in der Veranda ausgelegt werden. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum dieser Ryokan äußerst ungern Reisegruppen aus Europa und Amerika aufnimmt.
Wir bekamen eine kleine Einweisung zum Leben im Ryokan. Es gab ein Außenbecken, Männer und Frauen hatten verschiedene Badezeiten. Die Männer durften vor dem Essen und wir danach bei Mondschein baden. Vor dem Essen gingen wir noch in das ziemlich heiße Innenbad und bewegten uns ab da nur noch in der Yukata.
Im Garten gab es einenTeich, dahinter eine Noh-Bühne vor einem Wald. Ein Schauspieler gab uns eine kleine Vorführung. Danach wurde eine Blumenshow geprobt. Bis zum großen Essen konnten wir uns das alles von unserer Veranda aus ansehen. Normalerweise wird das Essen aufs Zimmer gebracht und dort an niedrigen Tischen knieend eingenommen. Aus einem uns unbekannten Grund wurden für uns 20 Leute im Bankettsaal ein langer normaler Tisch mit Stühlen aufgestellt. Dort verbrachten wir den Abend bei einem Diner aus 13 Gängen, einer leckerer als der andere.
In der Zeit wurden dann unsere beiden Zimmer zum Schlafen eingerichtet. Leider bekamen wir anstatt der traditionellen Futonmatten sehr hohe weiche Matratzen mit Decken so groß, dass auch der fetteste Ami darunter gepaßt hätte. Wir Frauen trafen uns noch im Außenbecken unter dem Vollmond zu einem Bad im Onsen.Am nächsten Morgen gingen meine 3 Mitbewohnerinnen wieder ins Innenbad für Frauen und überließen mir das Bad in unserem Appartment in der Holzbadewanne. Diese war durch einen extrem starken Wasserstrahl im Nu gefüllt. Das war mein drittes Bad innerhalb von 12 Stunden. Nach dem japanischen Frühstück tippelten wir noch in unserer Yukata und den Holzsandalen durch das Dorf.

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